
Aber nicht nur das: In einer Branche, die gegenwärtig einen Rückwärtstrend erlebt und neue Posten mit überwiegend männlichen Designern besetzt, war Donatella Versace der Fels in der Brandung. Eine Ikone für Feminismus und Empowerment durch Mode, und dafür, ganz gleich aller Kritiken bekannt, sich selbst treu zu bleiben. Sie setzte in einer Welt aus 50 Shades of Beige und „Quiet Luxury“ auf flashy Kampagnen, leuchtende Prints und extratiefe Dekolletés, den italienischen Maximalismus par excellence. Auch das längst ikonische „Medusa“-Emblem von Versace wurde unter Donatella Versace zum Symbol einer ganzen Modegeneration und sorgte dafür, dass Designs der italienischen Maison ihren sofortigen Wiedererkennungswert erhielten. Als bedeutende und dazu vor allem weibliche Chefdesignerin wird sie wahrhaftig eine Lücke in der Branche hinterlassen. Gewissermaßen schließt sich ihr Ausstieg einem weiteren Trend der Gegenwart an: Vorbei scheinen die Zeiten zu sein, in denen ein*e Chefdesigner*in über mehrere Dekaden bei einer Maison bleibt, wie einst Karl Lagerfeld, derzeit (noch!) Miuccia Prada oder eben Donatella Versace. Stattdessen: Schlag auf Schlag wechselnde Personen in den Chefposten großer Häuser, einige derzeit noch immer unbesetzt, und laufend neue Gerüchte über angeblich anstehende Veränderungen dieser Personalien.